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Darmstädter Echo 26.06.07
Hochrechnungen für Turbokreisel
Semder Kreuz: Straßenbauamt hält Modelllösung bei Baden-Baden für ungeeignet – Künftig 70 000 Fahrzeuge am Tag?

GROSS-UMSTADT. Überraschendes wurde in der jüngsten Groß-Umstädter Stadtverordnetensitzung aufgetischt. Es ging um einen Antrag mit Resolutionscharakter. Das Amt für Straßen- und Verkehrswesen (ASV) in Darmstadt solle bald das Planfeststellungsverfahren für den Umbau des Semder Kreuzes einleiten, hatten SPD und CDU formuliert. In der Debatte wurde auch der „Turbokreisel“ zum Thema, der vor einem Jahr bei Baden-Baden als Modellprojekt im Verlauf der vierspurig ausgebauten B 500 errichtet worden ist. Das ASV favorisiert hingegen für das Semder Kreuz eine vierspurige Brücke. Kritiker bringen dagegen immer wieder einen Kreisel ins Spiel. Das gehe nicht, behaupten die Verkehrsplaner, da der Bund als Bauherr einen Vorrang für die übergeordnete Straße wünsche und daher einem Kreisel nicht zustimmen würde. Außerdem sei ein Kreisel angesichts des künftig im Bereich des Semder Kreuzes zu erwartenden Verkehrs technisch ungeeignet.

Angesichts solcher Signale überraschte es, was Karl-Heinz Jung (Grüne) über den Baden-Badener Turbokreisel zu berichten wusste. Dort hat der Bund nicht nur einen Kreisel zum Anschluss eines großen Gewerbegebiets an eine vierspurige Bundesstraße mit Mittelstreifen genehmigt. Auch die aktuelle Verkehrsbelastung ist ähnlich der des Semder Kreuzes. Den zweispurigen Turbokreisel passieren täglich 29 000 Fahrzeuge. Am Semder Kreuz sind es 33 000. Der Turbokreisel ist für eine Maximalbelastung von 37 000 Fahrzeugen am Tag ausgelegt.

Kritiker der Brückenlösung mutmaßen, dass das ASV sich längst auf die Brückenlösung festgelegt hat und Alternativen nicht mehr ernsthaft prüft. Diesen Vorwurf will ASV-Sprecher Markus Schmitt so nicht stehen lassen. „Wir haben natürlich auch dieses Baden-Badener Modellprojekt bewertet – halten es allerdings für ungeeignet für das Semder Kreuz.“ Bliebe die Verkehrsbelastung auf dem gegenwärtigen Stand, würde diese Lösung wohl funktionieren, „aber wir gehen von einem erheblichen Zuwachs aus.“

Schmitt verweist auf den Groß-Umstädter Verkehrsentwicklungsplan aus dem Jahr 2002, in dem für 2010 für das Semder Kreuz 42 000 Autos pro Tag auf der B 45 prognostiziert werden. „Dazu kommen noch 10 000 Fahrzeuge aus der L 3115. Mit 50 000 Fahrzeugen ist der Turbokreisel mit seinen 65 Metern Außendurchmesser überfordert, und auch ein denkbarer größerer Kreisel mit 80 bis 90 Metern Außendurchmesser stieße damit an seine Belastungsgrenze.“

Noch ein Argument gegen einen Kreisel führt Schmitt ins Feld: „Auf dem Turbokreisel sind in einem Jahr 17 Unfälle verzeichnet worden – wenn auch zum Glück nur mit Blechschaden. Gleichwohl definiert diese Zahl für uns einen Umfallschwerpunkt. Wegen ähnlicher Zahlen sind die Kreisel im Anschlussbereich von B 45 und A 3 beseitigt worden.

Das ASV rechnet für die weitere Zukunft sogar noch mit weitaus mehr als 50 000 Fahrzeugen am Semder Kreuz. Grund sind die 50 Hektar Gewerbe- und Siedlungszuwachsfläche, die der Stadt im Regionalplan zugebilligt werden. Zwar ist Schmitt bekannt, dass in Groß-Umstadt gegenwärtig nur ein moderater Flächenzuwachs von fünf Prozent im Gespräch ist. „Aber da muss ja nur ein Investor kommen, der auf fünf Hektar 1000 Arbeitsplätze schaffen will – da sagt doch kein Kommunalpolitiker Nein“, führt der ASV-Sprecher ein fiktives Beispiel ins Feld. Soll heißen: „Irgendwann werden diese fünfzig Hektar auch bebaut. Und dann müssen wir trotz des zu demografischen Wandels mit einem Verkehrsaufkommen von über 70 000 Fahrzeugen am Tag rechnen. Das schafft kein Kreisel mehr.“

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Darmstädter Echo 04.06.2007
Turbokreisel“ fürs Semder Kreuz?
Parlament: Bei Baden-Baden ist gebaut, was als Lösung für die B 45 angeblich unmöglich ist

GROSS-UMSTADT. Es ist noch kein Bauvorhaben, aber das Thema bewegt die Gemüter in Groß-Umstadt wie schon lange keines mehr. Wieder einmal stand der Umbau des Semder Kreuzes auf der Tagesordnung des Stadtparlaments. Und wieder wurde daraus eine kontroverse Diskussion. Anlass war ein Antrag der durch einen Kooperationsvertrag verbundenen Fraktionen von SPD und CDU, der auf ein baldiges Planfeststellungsverfahren durch das Amt für Straßen- und Verkehrswesen (ASV) zielte, wie Matthias Kreh (SPD) und Andreas Petermann (CDU) signalisierten. Der Magistrat solle dem ASV gegenüber lediglich erklären, dass er es begrüße, wenn bald mit einem Verfahren zur Änderung der Verkehrssituation begonnen werde. Das beinhalte keinerlei Aussage über die Gestalt der neuen Lösung.

Für die Grünen zweifelte deren Fraktionsvorsitzender Karl-Heinz Jung diese Trennung von Form und Inhalt vehement an. SPD und CDU gingen mit ihrem Antrag auf Schmusekurs mit dem ASV, das eine vierspurige Brücke für die B 45 favorisiere, ein Bauwerk, das Jung einmal mehr als „landschaftsverschandelnd“ charakterisierte. Dazu äußerte er die Befürchtung, dass eine solche Lösung zahlreiche Lärmschutzmaßnahmen nach sich ziehen werde. Man brauche derzeit keinen Beschluss zum Thema, sondern müsse sich zunächst einmal ernsthaft mit einem neuen Lösungsvorschlag der Groß-Umstädter Agenda-Gruppe Verkehr befassen, der einen bei Baden-Baden im Verlauf der B 500 gebauten „Turbokreisel“ ins Gespräch bringe.

Für die BVG stellte deren verkehrspolitischer Sprecher Klaus Mahla fest, dass das Ziel der bisherigen Diskussion ein Konsens gewesen sei, nun aber SPD und CDU vorpreschten, letztlich Ja zur ASV-Brückenlösung sagen würden. Die Meinung der Bürger werde so zu wenig berücksichtigt.

Während Tilman Brauneck als der einzige FDP-Mann den Antrag von SPD und CDU unterstützte, sah Stefan Bock (BVG) „keine Dringlichkeit“, äußerte Dieter Ohl (SPD, Ortsvorsteher von Semd) die Befürchtung, dass am Semder Kreuz auf längere Sicht nichts passiere, wenn man jetzt nicht bald in die Planung einsteige.

Den Appell ans ASV unterstützte schließlich die Mehrheit aus SPD, CDU und FDP, während sich BVG und Grüne gegen diese Initiative aussprachen. Auf jeden Fall wird aber der Baden-Badener „Turbokreisel“ in der weiteren Diskussion eine Rolle spielen, denn er ist im Verlauf einer ähnlich wie die B 45 belasteten Bundesstraße als Modellprojekt mit Zustimmung des Bundes gebaut worden. Für das Semder Kreuz hingegen ist eine solche Lösung bisher abgelehnt worden.


 
 
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